HERREN - VEREINIGUNG 1952 / 2002

55 , na und ?


Seit fünf Jahren gehören wir nun der Generation „50 plus“ an. Solange treffen wir uns bereits und man kann sagen: es ist eine harmonische Truppe entstanden. Auch spätere Neuzugänge konnten problemlos integriert werden.

Das Motto „Gemeinsam statt Einsam“ beherzigen wir gerne. Für alle Unternehmungen und Veranstaltungen gilt ein „kann“und kein „muss“, denn Beruf und Familie gehen doch manchmal vor. Nachstehend ein Rückblick auf das Jahr 2007.


Winterwanderprogramm 2007

Diese Veranstaltungen standen leider unter dem Motto „Der Winter der ein Sommer war“. Den Auftakt bildete im Januar eine Wanderung im Marburger Hinterland. Treffpunkt war das Anwesen unseres Hobby-Schafzüchters Peter H. Nach windigen und regnerischen Tagen kam am Sonntag pünktlich die Sonne zum Vorschein. So konnten wir trockenen Fußes die Natur genießen und Peters Schafe in Augenschein nehmen. Auf den geplanten Glühweinausschank verzichteten wir aber angesichts frühlingshafter Temperaturen. Die Einkehr im einzigen Gasthaus des Ortes rundete den Tag ab.


Die am letzten Sonntag im Januar von den 52er Damen gestaltete Wanderung im Raum Wetzlar litt unter den Folgen des Orkans Kyrill. Auf feuchten und glitschigen Abschnitten kamen einige Mitwanderer(innen) zu Fall, was aber glücklicherweise ohne nennenswerte Folgen blieb. Leicht verschmutzt ließ man sich in einer Tiefenbacher Gaststätte riesige Portionen schmecken. Die Hin- und Rückfahrt wurde umweltfreundlich mit Verkehrsmitteln des ÖPNV durchgeführt.


Auch bei der Wanderung im Februar vom Winter weiterhin keine Spur. Hier steuerten wir durch den Giessener Stadtwald, den Staatsforst Gießen und den Bergwerkswald unser Ziel Sennhütte an. Der Dauerregen am Vormittag konnte die Stimmung nicht trüben. Während der Getränke- und Essensaufnahme wurde die Kleidung wieder halbwegs trocken. Der Rückweg führte bei sonnigem Wetter nach Allendorf, wo die müden Wanderer den Stadtbus nach Gießen bestiegen.


Grillfeier

Die schon fast traditionelle Veranstaltung mit den Damen unseres Jahrgangs fand im Juni in der Grillhütte Wieseck statt. Rund 50 Personen fanden den Weg dorthin. Die 52er Damen glänzten wieder mit ihren Backkünsten. Der Nachmittag wurde zum regen Gedankenaustausch genutzt. Einige Herren versuchten sich beim Boule, das Spiel mit den Kugeln könnte unser neuer Jahrgangssport werden. Gegen Abend kam der Einsatz von Grillmeister Wolfgang Z. und seinem Adjutant Uli Z. Die leckeren Salate zum Grillgut wurden von den Partnerinnen der 52er Herren zubereitet. Ein gelungener Tag, wie wir alle fanden, ging dennoch viel zu schnell zu Ende. Der besondere Dank gilt hier noch einmal dem Vergnügungsausschuss und allen Helfern die zum reibungslosen Ablauf des Tages beigetragen haben.

Wandern und Radfahren

Das Experiment der geteilten Veranstaltung Anfang Juli kann als gelungen bezeichnet werden, denn 20 Personen nahmen die kurzfristige Einladung an. Nach einem gemeinsamen Treff vor dem Cafe Melange teilte sich die Gruppe um das Ziel Ganseburg auf Schusters Rappen oder mit dem Fahrrad anzusteuern. Etwa 12 km legten die Wanderer zurück, die Radler hatten 30 km auf dem Tacho (ohne An- und Abfahrt).


Chemie ist, wenns stinkt und kracht

Unter diesem Motto kann man die experimentelle Vorlesung im Justus-Liebig Museum Gießen stellen, die keineswegs verstaubt und langweilig ist, sondern kurios und interessant. Im Hörsaal des Liebig´schen Laboratoriums, der sich weitgehend im Originalzustand (Experimentiertisch, Bankreihen) präsentiert, begrüßte uns Herr Theophel. Er brachte uns zwischen den Experimenten mit launigen Worten Leben und Wirken von Justus Liebig näher. Alltagsdinge wie Backpulver oder Fleischextrakt gehen auf Justus Liebig zurück und er ist der Begründer der modernen Chemie. Der Silberspiegel und der berühmte „Fünf-Kugel-Apparat“ sind vielleicht seine bekanntesten Erfindungen. Beim anschließenden Rundgang durchs Museum brauten wir in sekundenschnelle Bier ohne zu brauen und die Originalversion des „bellenden Hundes“ wurde vorgeführt. Zudem erhielt man einen Einblick in die Lehr- und Forschungsbedingungen Anfang des 19. Jahrhunderts. Fazit der Veranstaltung - so macht Chemie Spaß! Was lag näher, als nach der Vorlesung den Nachmittag im Ambiente der Gaststätte „Justus“ zu beschließen.


Blutiges studieren“ – Studentenleben zwischen Kneiperei und Karzer

Ein historischer Stadtrundgang der besonderen Art führte uns auf die Spuren des Giessener Studentenlebens früherer Jahrhunderte. Stadtführerin der Gegenwart Dr. Jutta Failing und Horst-Peter Gumtz, der im Kostüm den Metzger Vogt (einen Onkel von Carl Vogt, dem ersten Biologieprofessor der Giessener Universität) gibt, geraten naturgemäß aneinander wenn sie im Dialog ihre jeweilige Sicht der Dinge vertreten. Dies erhöht den Spaß der Führung. Rund um den Brandplatz (erster Standort der Universität Gießen) erfuhren wir mehr vom Leben der einstigen Studiosi, es wurde gesungen, gesoffen, geschlagen und gedichtet. Sie keilten sich auch mit Bürgern und Soldaten und landeten mitunter im Karzer. Von Paukereien und anderen ärgerlichen Szenen, öffentlichen Hinrichtungen am Galgenberg und herrenlosen Leichen in der Anatomie wurde berichtet. Dennoch war es eine vergnügliche, informative und keineswegs langweilige Veranstaltung.


Bad Nauheim, Jugendstil – Führung

Das Ziel der Vereinsarbeit des Jugendstilverein Bad Nauheim e.V. ist es, Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit für das Jugendstil – Ensemble (Sprudelhof, Badehäuser) zu leisten. Verständnis für dieses Kulturerbe zu wecken und lokal die Aufmerksamkeit auf seine große Bedeutung für die Kurstadt zu lenken. Bei einem Rundgang mit kompetenter Begleitung erfuhren wir folgendes.

Bad Nauheim darf sich seit 1835 Bad nennen, bis 1900 entwickelte es sich zum Kurort von Weltrang. Deshalb wurde die Errichtung neuer Badehäuser unumgänglich. Bad Nauheim gehörte zum Großherzogtum Hessen – Darmstadt. Der Landesherr Großherzog Ernst Ludwig zu Hessen war fortschrittlich und kunstsinnig eingestellt. 10,5 Millionen Goldmark wurden für das Großprojekt bewilligt. So entstand neben Wirtschaftsbauten wie Fernheiz-, Elektrizitätswerk, Wäscherei Trinkkuranlage und Kurhauserweiterung der Sprudelhof mit drei Brunnen und die durch Arkaden zusammengefassten Badehäuser. Es wurde der Architekt Wilhelm Jost und namhafte Künstler der Darmstädter Künstlerkolonie verpflichtet. Das Ergebnis, ein Ensemble zwischen frei aufgefasstem Barock und frühem Jugendstil. Das Zentrum des Sprudelhofs mit seinen Brunnen entwarf der Bildhauer Heinrich Jobst. Heute sind in den Badehäusern noch vielfältig gestaltete Jugendstilfenster zu sehen. Auch bei den einzelnen Badehäusern ergänzen sich Architektur, Bildhauerei, Malerei, Kunsthandwerk und die verwendeten Materialien zu einem Gesamtkunstwerk, in dem unterschiedliche Künste harmonisch miteinander vereint sind. So wird der Gast, der ursprünglich aus gesundheitlichen Gründen kommt, in eine anmutige Zauberwelt versetzt. Dies können wir nach dem Besuch von Wartesälen, Badezellen und Schmuckhöfen durchaus bestätigen.


Die goldene Stadt Prag

Der Höhepunkt in unserem 5.Jahr als 50erwar die Mehrtagesfahrt im Oktober in die blühende, fröhliche Metropole eines neuen Staates, die Trennung von der Slowakei erfolgte 1993; die Tschechische Republik ist seit Mai 2004 Mitglied der EU.

Die Hinfahrt führte uns über Pilsen, wo uns zur Mittagszeit in der „Salzmanner Bierstube“ Gerichte aus der böhmischen Küche und dazu das weltberühmte Pilsener Urquell erwarteten. Nach kurzem Stadtbummel ging die Fahrt weiter nach Prag. Den Abend nutzten einige schon zu ersten Stippvisiten in der Hauptstadt.

Die Stadtführung am zweiten Tag beschränkte sich leider nur auf die Altstadt und die Karlsbrücke mit ihrer imposanten „Statuenallee“. So mussten die Josefstadt (ehemalige Judenstadt), die Kleinseite mit dem Hradschin (Burg) und Veitsdom auf eigene Faust erkundet werden.

Jahrelang verbarg sich die Vielfalt der Prager Häuserfassaden (Jugendstil, Barock und Gotik) hinter Baugerüsten, die mittlerweile zum Glück verschwunden sind. Die Baustile von 1000 Jahren verbinden sich hier zu einer kaum zu übertreffenden Einheit. Genau dies begeistert die Besucher am meisten. Prag wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört, und so präsentieren sich seine Straßenzüge lückenlos. Sogar neue Büro- und Kaufhäuser wurden sorgsam in das historische Ambiente eingefügt. Zudem setzte die UNESCO den gesamten historischen Kern auf die Liste der zu schützenden Baudenkmäler.

Auch einen Besuch der Laterna Magica hatten einige von uns eingeplant. Dies ist ein avantgardistisches Theater in Prag. Erstmals wurde diese Theaterform auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel präsentiert. Es handelt sich um eine Verflechtung von Filmprojektion, Licht, Musik, Schauspiel, Ballett und Pantomime, bei der auf Sprache als Ausdrucksform weitgehend verzichtet wird. Wir genossen als Aufführung „Casanova“, dessen Leben zum Mythos und Legende wurde.

Eine Fahrt nach Budweis mit Besichtigung der Brauerei entwickelte sich zum Reinfall (neudeutsch: Flop), nach der Führung und einer kleinen Bierkostprobe konnte oder wollte man uns keinen Platz im Bräustübel einräumen. Der Sozialismus ließ grüßen.

Zurück in Prag gab es deshalb Gelegenheit für weitere Streifzüge durch die Hauptstadt. Drei U-Bahnlinien und zahlreiche Straßenbahnstrecken ermöglichen einen raschen Standortwechsel. Der gesellige Abschluss am Samstag in Prag war ein gemeinsames Abendessen mit böhmischen Köstlichkeiten und Bier aus Krusovice (hell und dunkel).

Die Heimfahrt am Sonntag führte über Karlsbad, dem größten und berühmtesten Kurort der Tschechischen Republik. Hier erwartete uns eine Stadtführung, Vera S. eine ehemalige Rezeptionistin vermittelte uns charmant und kompetent wissenswertes über die Geschichte Karlsbads und seinen Gebäuden. Der Ort hat 70 heiße Mineralquellen, 12 davon werden zu Heilzwecken (mit Trinkkuren werden vielerlei Krankheiten behandelt) genutzt. In der Mühlbrunn- und Sprudelhof - Kolonnade konnten wir verschiedene Quellen kosten. Das anschließende Mittagessen im Restaurant des Badehauses Nr. 3 fand jedoch mehr Anklang. Nachdem Mitbringsel wie Becherovka, Slivowitz, Karlsbader Oblaten und manche Stange Zigaretten das Gepäck ergänzten, traten wir die Heimreise an. Herbstlich bunt gefärbte Blätter der Laubwälder begleiteten unsere Heimfahrt über Eger, Fichtelgebirge und Franken.



Männer kochen“

Ein Dutzend Männer unseres Jahrganges beschlossen kürzlich, sich näher mit Herd, Kochtöpfen und Kochlöffel zu befassen. In der Evangelischen Bildungsstätte hatten sie an zwei Abenden Gelegenheit bisher unentdeckte Fähigkeiten zu entwickeln.

Unter Leitung von Frau Wiegand wurden mehrgängige Menüs zubereitet und mit

Begeisterung danach verzehrt. Mit Alfred Biolek (hmmmm) können wir schon mithalten, jedenfalls was den Weingenuss betrifft. Weitere Termine im Frühjahr 2008 sind schon eingeplant.



Lothar Albrecht